Frankenstein-Freitag

Eine heruntergekommene Treppe, die sehr im dunkeln steht.

Frankensteins Monster findet sich dieser Tage in jedem zweiten Supermarkt. Es ziert in verniedlichten Zeichnungen Süßigkeitentüten und Dekoartikel. Ist es also nur ein klischeehaftes Symbol für Halloween und Gruselspaß?

Am heutigen Frankenstein-Freitag blicken wir auf Frankensteins Monster. Den Tag gibt es seit 1997 und er fällt immer auf den letzten Freitag im Oktober (manche Quellen nennen auch einen Frankenstein-Tag am Geburtstag der Autorin). Was es zu feiern gibt? Einen der bedeutendsten Schauerromane der Literaturgeschichte, eine Kultfigur und nicht zuletzt die Autorin, Mary Wollstonecraft Shelley.

Mary Shelley und Frankensteins Monster

Mary Wollstonecraft Shelley (1707–1851) wuchs in einer schreibaffinen Umgebung auf. Sie heiratete 1816 Percy Bysse Shelley nach dem Tod seiner ersten Frau, nachdem sie bereits einige Jahre seine Geliebte gewesen war.

Zu Beginn des Jahres waren sie Gäste von Lord Byron am Genfer See und dieser Aufenthalt gilt als Ursprung dessen, was heute als Frankenstein bekannt ist. Byron forderte seine Gäste zu einem Wettbewerb heraus, bei dem sie die Schauergeschichten erfinden sollten. Mary Shelley ersann dabei die Geschichte von Victor Frankenstein, der ein menschliches Wesen erschafft.

Nach ihrer Rückkehr vom Genfer See arbeitete sie weiter an ihrem Romanstoff, der schließlich 1818 als „Frankenstein; oder der moderne Prometheus“ veröffentlich wurde – zunächst anonym. Bald jedoch stellte sich Erfolg ein und der Roman wird auch heute noch immer gelesen.

Worum geht es im Roman?

Der Roman erzählt, eingebettet in eine Rahmenhandlung, die Geschichte des Schweizer Wissenschaftlers Victor Frankenstein. Dieser erschafft aus menschlichen Körperteilen ein Monster, flieht dann jedoch davor. Nach dem Mord an seinem Bruder, für das ein unschuldiges Hausmädchen zum Tode verurteilt wird, begegnen die beiden sich wieder. Das Monster spricht von Einsamkeit und verlangt von Frankenstein eine Gefährtin. Dieser willigt ein, hält sich jedoch nicht an seine Abmachung, sodass das Monster Rache nimmt und seine ihm frisch angetraute Frau umbringt. Frankenstein verfolgt es bis an den Nordpol, wo er von einem Schiff aufgelesen wird. Der Kapitän weiß schließlich zu berichten, dass Frankenstein kurz darauf stirbt. Als das Monster dies erfährt, spricht es von Reue und sagt, dass es bereit ist, seinem eigenen Leid ein Ende zu setzen. Daraufhin verschwindet es weiter in den Norden.

Frankenstein: mehr als nur Popkultur

Frankenstein fasziniert Gruselfans in aller Welt und sein Monster ist heute aus der Popkultur nicht mehr wegzudenken. Die wohl bekannteste Darstellung ist die von Boris Karloff aus dem Jahr 1931 (Regie: James Whale): ein flacher Schädel, Stahlbolzen im Hals und Nähte auf der Stirn.

Whales Film ist jedoch nicht der erste und die Interpretation von Stoff und Monster nicht die einzige. Die Liste an Filmen, in der das Monster einen Auftritt hat, ist lang. Doch auch aus Musik, Literatur und Games ist das Monster nicht mehr wegzudenken; es gibt sogar Opernadaptionen des Romans.

Heute gibt es vor allem von der Karloff-Version abgeleitete Formen, die gern auch mit der Bezeichnung Frankenstein gleichgesetzt werden.

Frankenstein heute

Ist die Geschichte von Frankenstein und seinem Monster heute mehr als nur die Rezeption in der Popkultur?

Ein Blick in Shelleys Roman sagt eindeutig: ja.

Obwohl der Roman bereits 200 Jahre alt ist, verhandelt er Themen, die auch heute noch brandaktuell sind. Es geht um die Wissenschaft und ihre Möglichkeiten, aber auch ihre Grenzen. Auch wir beschäftigen uns heute tagtäglich mit dem, was möglich ist: die Entwicklung von Medizin und neuartigen Technologien wie KI, die uns auch vor ethische Fragen stellen.

Das führt wiederum zu Fragen nach künstlichem Leben und menschlicher Hybris, die aufgeworfen werden, wenn Victor Frankenstein sein Monster erschafft und selbst Angst davor bekommt.

Gleichsam geht es aber auch um soziale Themen wie Einsamkeit, Vorurteile und Ausgrenzung, die Angst vor dem Fremden, um zwischenmenschliche Beziehungen und Gerechtigkeit. Dies alles sind Themenkomplexe die heute noch aktuell sind und die bei der Lektüre immer wieder die Frage stellen, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen und in welcher Welt wir leben wollen.

Welche Fragen wirft Shelleys Roman deiner Meinung nach heute noch auf?

Bild: Mostafa Saeed auf Unsplash


Keinen Beitrag mehr verpassen?
Dann melde dich gern zu meinem Newsletter an. Feder & Fjäll erscheint ein- bis zweimal im Monat und ist etwas für Weltenbauer*innen, Monsterjäger*innen und Planetenentdecker*innen – und alle die, die ein wenig mehr über mich und meine Arbeit wissen wollen.