In einem gelungenen Fantasyroman erzählt jedes Küstendorf, jeder schneebedeckte Gipfel und jeder undurchdringliche Wald seine eigene Geschichte und zieht die Leser*innen tief in seinen Bann. Diese Details sind Teil des Weltenbaus, der die Grundpfeiler eines jeden (Fantasy-)Romans darstellt.
Aber halt! Weltenbau? Was ist das eigentlich?
Im heutigen Beitrag wollen wir genau dieser Frage nachgehen und betrachten, was Weltenbau ist und warum du genau überlegen solltest, wie du die Welt in deinem Roman kreierst, um Glaubwürdigkeit zu schaffen. Er ist der erste Teil einer Serie zu diesem Thema und soll dir einen Überblick über die Grundlagen geben.
- Weltenbau – eine Definition
- Warum ist Weltenbau wichtig?
- Woher kommt die Inspiration für guten Weltenbau?
- So gelingt dir der Weltenbau – Tipps für den Einstieg
- Fazit
Weltenbau – eine Definition
Weltenbau (auch engl. World building) meint einen kreativen Prozess, um eine fiktive Welt zu erschaffen, z. B. für einen Roman. Insbesondere in der Phantastik spielt er eine große Rolle, denn viele Romane spielen in ihren eigenen Welten. Wie umfangreich oder komplex diese Welten sind, liegt meist in der Hand der Erschaffer*innen. Neben der Geographie und Natur spielen u. a. Technologie, Kultur, Geschichte oder Religion eine Rolle, wenn es darum geht, glaubwürdige und vielfältige Welten zu erschaffen.
Wichtig ist beim Weltenbau, dass es eine in sich geschlossene Logik gibt. Darunter fallen physikalische Gesetze, Magie oder auch soziale Normen, die für die gesamte Welt gelten. Nur wenn eine Welt in sich logisch ist, zieht sie die Lesenden in den Bann und bietet einen passenden Rahmen für deine Geschichte.
Die Welt, die du als Autor*in erschaffst, ist nicht statisch. Sie kann sich ebenso weiterentwickeln wie deine Protagonist*innen. Veränderungen sollten ebenfalls in die Logik dieser Welt passen, sie eröffnen dann aber neue Möglichkeiten für einen Plot und seine Konflikte.
Bekannte Fantasy-Romane mit eigenem Weltenbau sind z. B. Mittelerde aus „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien, Westeros aus „Game of Thrones“ von George R.R. Marin oder das Dune-Universum aus „Dune“ von Frank Herbert. Anhand dieser Beispiele siehst du bereits, wie unterschiedlich Weltenbau gestaltet werden kann und welche Möglichkeiten sich eröffnen.
Warum ist Weltenbau wichtig?
Ein gelungener Weltenbau macht deine Geschichte glaubwürdiger und zieht deine Leser*innen in ihren Bann. Gestaltest du deine Romanwelt lebhaft und detailliert, können sie sich besser in diese hineinfühlen und so in die Geschichte eintauchen. Wenn sich deine Leser*innen in deiner Welt zuhause fühlen, haben sie eine stärkere Bindung zu deiner Geschichte und wollen mehr darüber wissen. An Beispielen wie Mittelerde oder Westeros zeigt sich außerdem, dass ein guter Weltenbau eine Geschichte langlebig macht. Auch viele Jahre nach dem Erscheinen der Bücher aus diesen Welten werden Fans nicht müde, alle Aspekte zu erkunden und sie noch besser kennenzulernen.
Hat deine Welt eine glaubwürdige Struktur und innere Logik, ist es für dein Publikum einfacher, Abweichungen wie Magie oder phantastische Wesen zu akzeptieren. Die Logik hilft dir außerdem, deinen Plot kohärenter zu machen. Deine Charaktere sind in ihrer Handlung an die Konventionen dieser Welt gebunden. Du vermeidest mit einem guten Weltenbau Plotlöcher, die dir vielleicht untergekommen wären, wenn du deine Fantasy-Welt nicht so gut strukturiert hättest.
Woher kommt die Inspiration für guten Weltenbau?

Die Inspirationsmöglichkeiten für den Weltenbau sind vielfältig und hängen auch davon ab, welche Geschichte du erzählen möchtest. Wenn deine Held*innen den Schatz aus dem Nest eines Drachen klauen sollen, sollte es in deiner Welt Drachen geben. Überlege dir also, welche Umgebung dir helfen kann, die Geschichte zu erzählen, die du im Kopf hast.
Viele Autor*innen haben sich von verschiedenen Epochen inspirieren lassen. In der Fantasy-Literatur ist das Mittelalter eine populäre Inspirationsquelle. Schaut man in das Genre Steampunk, ist die Inspiration das viktorianische Zeitalter.
Auch Mythen und Bräuche können eine Inspiration darstellen. Antike oder nordische Götter? Japanische oder indische Mythologie? Oder doch die regionalen Sagen vor der eigenen Haustür?
Gleiches gilt für Kunst und Kultur, Wissenschaft und Technik oder auch persönliche Erfahrungen. Vielleicht hast du auf deiner letzten Reise etwas erlebt, das du in deinen Weltenbau einbinden kannst.
So gelingt dir der Weltenbau – Tipps für den Einstieg
Weltenbau, schön und gut, aber wie anfangen? Das Thema kann ziemlich komplex sein und dich überfordern, wenn du noch nie strukturiert an der Erschaffung einer Fantasy-Welt gearbeitet hast. Daher möchte ich dir ein paar Tipps als Grundlage mit auf den Weg geben:
- Skizziere deine Idee
Was war dein erster Impuls zur Erschaffung dieser Welt? Das kann eine Landschaft sein, ein spezielles Ritual oder eine Form von Magie. Nutze diesen Impuls als Ausgangspunkt. - Definiere die wichtigsten Eckpunkte
Überlege, wie die Welt um deinen Ausgangspunkt herum aussieht. Notiere die wichtigsten Eckpunkte. Welche Menschen oder Wesen leben in deiner Welt? Wie werden sie durch die Landschaft und die Kultur beeinflusst? - Erstelle Regeln
Technologien und Magie funktionieren auf eine bestimmte Weise. Erstelle Regeln dafür, damit dein Weltenbau und die Nutzung dieser Elemente konsistent bleibt. - Recherche ist das A und O
Vergiss nicht, deine Überlegungen mit Recherche zu unterfüttern. Welche Flora und Fauna kann in kalten Regionen überleben? Was ist für ein mittelalterliches Setting an Technologie realistisch? Wie kann die Anatomie magischer Wesen aussehen? - Schrittweise Entwicklung und Feedback
Du musst deine Welt keineswegs schon vor dem Schreiben deines Romans bis ins Detail geplant haben. Welten entwickeln sich weiter, verändern sich und können das auch schrittweise tun. Wichtig ist, dass du innerhalb ihrer Logik agierst und nicht urplötzlich Dinge einführst, die keinen Sinn ergeben.
Wenn du dir Feedback einholst, siehst du, ob deine Ideen harmonieren und in sich logisch sind. Außerdem bekommst du neue Impulse, die dich bei der Erschaffung deiner Welt weiterbringen.
Fazit
Der Weltenbau ist ein starkes Werkzeug, um deinem (Fantasy-)Roman mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Mit einem gelungenen Weltenbau schaffst du eine unvergessliche Welt, in der deine Leser*innen gern verweilen und die Lust auf mehr macht. Ein guter Weltenbau hilft dir, Plotlöcher zu vermeiden und mehr Konsistenz in deine Erzählung zu bringen.
Beim nächsten Weltenbau-Beitrag sehen wir uns die Grundlagen eines gelungenen Weltenbaus genauer an, damit aus deiner ersten Skizze eine stimmige Welt entsteht.
Du brauchst Unterstützung beim Weltenbau oder weißt nicht, wo du anfangen sollst? Dann schreib mir doch einfach eine Nachricht an info@katjamattsson.de und wir sprechen darüber, wie auch dir der Bau deiner phantastischen Welt gelingt. Ich freue mich, von dir zu hören!
Informationen zu meinem Angebot findest du auf der Seite zum Lektorat und bei weiteren Leistungen.
Titelbild & Wasserlandschaft: Rafael Ishkhanyan auf Unsplash